Die Zeit des Augustus bezeichnet einen Höhepunkt der römischen Literatur. Sie hat die Entwicklung der abendländischen Kultur entscheidend geprägt. Texte wie Vergils ›Bucolica‹ und ›Aeneis‹, Horaz’ ›Carmina‹ und ›Ars poetica‹, Tibulls und Properz’ ›Elegien‹, Ovids ›Ars amatoria‹ und ›Metamorphosen‹ sowie Livius’ Geschichtswerk ›Ab urbe condita‹ wirken beispielgebend und Norm setzend für weite Teile der europäischen Literatur. Sie beeinflussen bis heute unsere Vorstellungen über Herrschaft, Tugend, Kunst und Liebe und prägen noch das moderne Verständnis von Klassik. Verschiedene Faktoren tragen zu dieser Blüte der Literatur bei: die Ausformung einer lateinischen Dichtungssprache; das römische Bildungssystem und nicht zuletzt die großzügige Förderung der Schriftsteller durch Augustus. Auf die daraus erwachsenden Ansprüche des Kaisers, ihn und seine Politik zu verherrlichen, reagieren die Schriftsteller der Zeit teils ausweichend, teilweise aber auch nachgebend. Dorothee Gall beschreibt knapp und für jedermann verständlich diese entscheidende Epoche der römischen Literatur.