Im August 1914 wurde über ein Viertel der Ruhrbergleute eingezogen oder meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. Mehr als 110.000 Bergleute verließen die Zechen. Die Kohlenförderung sank um etwa die Hälfte. Der heimische Arbeitsmarkt bot trotz der verstärkten Anstellung von Frauen zu wenige Arbeitskräfte als Ersatz. Seit 1915 füllten die Bergwerksunternehmen die Lücken in ihren Belegschaften durch Zehntausende Kriegsgefangene aus Russland, Frankreich, Belgien, England oder anderen „Feindstaaten“ sowie durch Zivilarbeiter aus den besetzten belgischen und russisch-polnischen Gebieten, die zum Teil auf freiwilliger Basis angeworben, aber auch unter Anwendung von Zwangsmitteln deportiert wurden.
Über die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und „Fremdarbeitern“ aus den besetzten Ländern in der deutschen Landwirtschaft und Industrie während des Ersten Weltkrieges ist noch wenig bekannt. Dieses Buch untersucht detailliert, unter welchen Bedingungen diese Arbeitskräfte im Ruhrkohlenbergbau zur Arbeit eingesetzt wurden, wie sich ihre Lebenssituation entwickelte und wie die Zechenleitungen und Behörden mit ihnen umgingen. Damit wird ein wichtiges, bisher vernachlässigtes Kapitel der Sozialgeschichte im Ersten Weltkrieg aufgegriffen.