In der Gemeinschaft der Künstler nehmen Geschwister einen besonderen Platz ein. Denn anders als Freunde und Mitglieder von Gruppen, die aufgrund gemeinsamer Interessen später zueinander finden, wachsen sie zumeist miteinander auf. Ihre Verwandtschaft, die im statistischen Mittel 50 % der Erbanlagen beträgt, und ihre Verwurzelung in ein und demselben sozio-kulturellen Milieu wirken sich maßgeblich auf die Entwicklung der künstlerischen Persönlichkeiten aus.

Eine systematisch angelegte Recherche erbrachte eine Zahl von ca. 1300 Beispielen für Geschwister aus vielen Epochen und Kunstkreisen. Statt der zu erwartenden Konkurrenz zeigen Künstlergeschwister nicht selten unterschiedliche Formen der Arbeitsteilung. Die Zusammenarbeit kann dabei durch das Ideal einer geistigen Brüderschaft intensiviert werden und Gemeinschaftswerke hervorbringen, mit denen die beteiligten Geschwister als Einheit auftreten – daher der Titel der Ausstellung.
Der Schwerpunkt des Ausstellungskatalogs liegt auf Werken der Malerei und Zeichnung, jedoch werden auch Architektur, Skulptur, Design und Fotografie berücksichtigt. Bevorzugte Studienobjekte sind dabei Gemeinschaftsarbeiten und Gegenüberstellungen von ausgewählten Einzelwerken eines Künstlerpaares. Der kunsthistorische Bogen spannt sich vom 8. Jahrhundert (Herlinde und Relinde) über die Brüder Limburg, van Eyck, Schongauer, Dürer und Holbein, die großen Malerschulen der Neuzeit bis in die Gegenwart.
KÜNSTLERBRÜDER
von den Dürers zu den Duchamps
Wie viel Kunst steckt in den Genen?
Eine innovative Ausstellung im Haus der Kunst in München
geht dieser Frage nach.
19. Oktober 2005 – 22. Januar 2006