Dieses Buch handelt davon, wie Nahrungsverzicht in literarischen und medizinischen Texten im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert wahrgenommen wurde. Es eröffnet so Einblicke in eine Zeit, in der unser modernes, von der Medizin geprägtes Verständnis von Ernährung entstanden ist. Untersucht werden der Zusammenhang zwischen Nervenkrankheit und Ernährung - heute noch präsent in dem Wort "Nervennahrung" - und die Beschreibung radikalen Hungerns von Mädchen und Frauen als 'anorexia nervosa'. Es geht um Nahrungsabstinenz von Männern im Rahmen eines kontrollierten Experiments bei Versuchen mit "Hungerkünstlern" in Mailand und Berlin und als Selbsterfahrung von Schriftstellern. Quellen dieser Studie sind neben literarischen Texten wie Erzählungen und autobiographischen Schriften von Franz Kafka und Robert Walser, Romane von Theodor Fontane und Knut Hamsun, Hedwig Dohm und Gabriele Reuter auch medizinische Fallgeschichten, sowie wissenschaftliche Monographien. Im Sinne einer Poetik der Kultur wird so für die Literatur ein neuer Kontext entfaltet. Gleichzeitig kommen die kulturellen Entstehungsbedingungen medizinischen Wissens in den Blick.