Zum 500. Geburtstag von Theodor Bibliander hat sich ein Forschungsteam daran gemacht, die reiche Hinterlassenschaft des Hebraisten, Theologen und Philosophen aus dem Kanton Thurgau zu sichten und erste Ergebnisse zugänglich zu machen. Belesen in der gesamten griechischen und römischen Literatur, aber auch in der eben erst zugänglich gemachten jüdischen Kabbala und vertraut mit der christlichen Tradition, mit der zeitgenössischen Renaissance-Philosophie und der humanistischen philologischen Schule hat der aus Bischofszell (TG) stammende Theodor Bibliander in Zürich dem immer enger werdenden Zeitgeist der konfessionellen Orthodoxie seine Sicht der Welt entgegengesetzt: In allen Kulturen und Religionen, sei es bei den fernen Indern, bei den bedrohlichen Türken oder im längst zerstörten Athen spiegele sich der Geist Gottes. Habe Gott doch in seinem Logos, im Wort, das in Jesus Christus offenbar wurde, die Welt geschaffen. Dank ihrer Sprachfähigkeit können alle Menschen Gott ein Stück weit erkennen und ihm antworten. Nach vier Annäherungsschritten an den weisen und weitsichtigen Gelehrten – Bibliander als Lehrer (Anja-Silvia Goeing), als Herausgeber des Koran (Georg Christ), als Briefschreiber (Christian Moser) und als Theologe (Christine Christ-v. Wedel) – würdigt die Herausgeberin Leben und Werk des einflussreichen Reformators.