Der bedeutendste flämische Maler des 17. Jahrhunderts, Peter Paul Rubens (1577-1640), galt bereits zu Lebzeiten als einer der gelehrtesten Vertreter seiner Zunft, als der er sich mit theoretischen Fragen seiner Kunst auseinander gesetzt haben dürfte. Zum Nachweis dienten bislang lediglich spärlich überlieferte schriftliche Zeugnisse von oft fragwürdiger Authentizität.
Die Arbeit stellt nun erstmals eine Reihe von bisher unzulänglich gedeuteten eigenhändigen mythologischen Hauptwerken systematisch in einen gemeinsamen Kontext und analysiert sie detailliert vor dem Hintergrund der zumeist ausschließlich mit der italienischen Kunst verbundenen Theorie des 16. und 17. Jahrhunderts. Dabei gelingt es der Autorin zu zeigen, dass die um 1600 in den Niederlanden vergleichsweise „neue“ Gattung der mythologischen Historien dem Maler einen weitreichenden formalen und inhaltlichen Freiraum zur Konstruktion neuartiger und ungewöhnlicher Bildaussagen ließ. Die untersuchten Gemälde zeugen also von Rubens‘ differenzierter und umfassender theoretischen Reflexion über Macht und Möglichkeiten seiner Kunst in dem ihm vertrautesten Medium, der Malerei selbst.