Die Hauptthese von Feuerbachs großem religionsphilosophischen Werk ist, dass in der Religion der Mensch ein Bild von sich selbst gezeichnet hat. Die religiösen Vorstellungen sind ein Abbild des menschlichen Wesens mit seinen Hoffnungen und seinen Ängsten, mit seinen Beschränkungen und seiner Suche nach dem Unendlichen. Indem Feuerbach die Gottesvorstellungen vor allem des christlichen Glaubens analysiert, versucht er zu zeigen, wie der Mensch in sie seine eigenen Wesensbestimmungen projiziert hat. Alles was wir als Eigenschaften Gottes wahrnehmen, muss also auf uns selbst gespiegelt werden und für die Erklärung unseres Lebens und Denkens nutzbar gemacht werden. Im religiösen wird der Mensch sich seiner selbst bewusst. Eine Analyse der christlichen Dogmen, der Gottes-, Trinitäts- und Sakramentslehre zeigt nach Feuerbach, dass die Religion ihren eigenen anthropologischen Gehalt, ihre Wissenschaft vom Menschen missdeutet und sich in eine lebensferne Systematik versteigt.