Oliver Becher untersucht die Konfessionskonflikte in der Frühen Neuzeit und die Rolle, die der Staat dabei gespielt hat. Im Mittelpunkt stehen die Individuen, und es wird kein Unterschied gemacht, ob es sich um die Person des Fürsten, des Adeligen, des Pfarrers, des Bürgermeisters, des Handwerkers oder des Bauern handelt. Dabei kommt er zu neuen Ergebnissen, wie einerseits die Bedeutung des frühneuzeitlichen Staates, andererseits die der intermediären Gewalten und die der Bevölkerung für den Konfessionalisierungsprozess zu bewerten ist.
Die Grafschaft Mark als polykonfessionelles Territorium bietet sich als Untersuchungsgegenstand insbesondere deswegen an, weil sowohl der Reformations- als auch der Konfessionalisierungsprozess bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhundert von Geistlichen, Adeligen, Städten und dem Kirchenvolk autonom und teilweise auch konträr zu herrschaftlichen Interessen getragen wurde.
Die Konfessionalisierung in der Grafschaft Mark war im 16. und 17. Jahrhundert ein vom Staat unabhängiger Vorgang. Die Bevölkerung war ohne eine entsprechend agierende Herrschaft konfessionell differenziert. Konfessionalisierung und Staatsbildung als Modernisierungsprozess der Gesellschaft, so das von der bisherigen Forschung abweichende Ergebnis des Buches, müssen nicht notwendig zusammen gehören.