War der Sozialstaat, der in der sozialliberalen Reformphase so expansiv gestaltet wurde wie kaum in einer anderen Epoche der westdeutschen Nachkriegsgeschichte, ein »Gewerkschaftsstaat«? Zu dieser Frage liefert Stefan Remekes Buch eine historische Analyse der Ära Willy Brandt. Sie fördert bislang verborgene Innenansichten der deutschen Gewerkschaften zutage und ermöglicht Einblicke in das Alltagsgeschäft und die politische Kultur im Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Stefan Remeke zeigt, wie der DGB während der ersten sozialdemokratisch geführten Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland versuchte, auf die Sozialgesetzgebung Einfluss zu nehmen. Dabei wird ersichtlich, dass das Hans-Böckler-Haus des DGB in dieser Zeit eine Schaltzentrale sozialer Ordnung war, in der mit Politik, Verbänden und mit den eigenen gewerkschaftlichen Organisationen um die Richtung der sozialpolitischen Gestaltung gerungen wurde.