Jeder siebten Frau widerfährt irgendwann in ihrem Leben sexualisierte Gewalt. Dies hat Folgen – für die betroffenen Frauen und für die Gesellschaft insgesamt, die beispielsweise die Kosten für erhöhte Inanspruchnahme des Gesundheitswesens zu tragen hat.
Heilung ist möglich – aber nur, wenn angemessene Hilfen angeboten und in Anspruch genommen werden. Hierbei kommt es jedoch häufig zu Schwierigkeiten, da oftmals weder die betroffenen Frauen noch die Fachkräfte das Thema ansprechen.
Die (sozial-)psychologischen Faktoren, die ein „darüber sprechen“ erleichtern oder erschweren, sind im vorliegenden Buch theoretisch aufgearbeitet und mittels zweier Befragungen von Ärzt/inn/en, Psychotherapeut/inn/en und Mitarbeiter/innen von Krankenhäusern sowie Beratungsstellen untersucht worden.
Ein zentrales Ergebnis ist, dass letztendlich auf Seiten der Fachkräfte das Wissen entscheidend für den weiteren Prozess ist. Hierzu zählen unter anderem die Kenntnisse über die Häufigkeit von sexualisierter Gewalt und über die eigenen Möglichkeiten zu helfen sowie über Vergewaltigungsmythen.
So ist es beispielsweise für Ärztinnen und Ärzte wichtig zu wissen, dass es für die meisten Frauen in Ordnung wäre, auf das Thema sexualisierte Gewalt angesprochen zu werden. Und Frauen erwarten als angemessene Reaktion der Ärztinnen und Ärzte, dass diese einfühlsam mit dem Thema umgehen, aber vor allem auch an entsprechende Beratungsstellen beziehungsweise Therapeutinnen und Therapeuten weitervermitteln.