In dieser Studie werden anhand einer Lebensstilanalyse geschlechtsrollendifferierende Stilgruppen sowie bedeutsame Einflussgrößen der weiblichen und männlichen Geschlechtsrollenorientierung in Form von unterschiedlichen Stilisierungsmerkmalen identifiziert. Die jugendspezifische Lebensstilkonstruktion wird um den Stilisierungsbereich der riskanten Verhaltensweisen erweitert. Bei den in die Lebensstilanalyse einfließenden Risikoverhaltensweisen stehen jene des gesundheitlichen und delinquenten Handlungsbereichs im Mittelpunkt.
Lebensstile werden als Ausdruck der Sozialisation und Identitätsentwicklung gesehen, für welche biographische Aspekte in Form von Erziehungserfahrungen bedeutsam sind. Da angenommen wird, dass der jeweilige Lebensstil der interaktiven Konstruktion von Geschlechtlichkeit („doing gender“) dient, sollen die ermittelten Lebensstiltypen Aufschluss über die geschlechts- bzw. genderspezifische Realitätsverarbeitung geben. Ausgehend von dieser Basis wird der Frage nachgegangen, inwiefern geschlechtsrollenspezifische Lebensstile auffindbar sind und welche Lebensstilmerkmale besonders aussagekräftig sind. Vertiefend wird analysiert, ob und in welchem Ausmaß Zusammenhänge zwischen der Geschlechtsrollenorientierung und den gesundheitlichen wie delinquenten Verhaltensweisen als Stilisierungsmittel existieren.
Inhalt

I. Einführung

1. Problemaufriss
1.1 Sozialisation in der Risikogesellschaft: Optionsvielfalt, Orientierungsprobleme und Gefährdungspotenziale
1.2 Herausforderungen und Risikoverhalten in der Jugendphase
1.3 Risikoverhalten aus der Perspektive Jugendlicher
1.4 Funktionen des Risikoverhaltens
1.5 Ziel der Untersuchung
1.6 Überblick

2. Zum Begriff des Risikos und Konzept des Risikoverhaltens
2.1 Der Risikobegriff
2.2 Das Konzept und Kategorisierungen des Risikoverhalten

II. Bestandsaufnahme

3. Verbreitung gesundheitsriskanter Verhaltensweisen
3.1 Straßenverkehrsunfälle und Suizidalität
3.2 Konsum und Missbrauch psychotroper Substanzen
3.3 Weitere gesundheitsriskante/-relevante Verhaltensweisen

4. Verbreitung delinquenter Verhaltensweisen
4.1 Gewalt- und Eigentumsdelinquenz
4.2 Delinquenz im Straßenverkehr

III.Forschungsstand und theoretischer Ansatz

5. Untersuchungen zum Risikoverhalten
und Forschungsperspektive

6. Zur Erforschung von Lebensstilen und Milieus
6.1 Von Klassen und Schichten zu Milieus und Lebensstilen
6.2 Lebensstilforschung und Merkmale
lebensstilprägenden Verhaltens
6.3 Lebensstile und Milieus Jugendlicher
6.4 Bewertung und Desiderata

7. Die Konstruktion von Geschlechtlichkeit im Kindes- und Jugendalter
7.1 Geschlechterverhältnis und Geschlechterdifferenz
7.2 Exkurs: Der Konstruktivitätsbegriff und Sozialkonstruktivismus
7.3 Das kulturelle System der Zweigeschlechtlichkeit
7.4 Die Aneignung des zweigeschlechtlichen Symbolsystems
7.5 Der Körper als wesentlicher Symbolträger der geschlechtsbezogenen Präsentation
7.6 Die Ambivalenz zwischen dualem Geschlechtsrollenkonzept und vielfältigen Geschlechtermodellen

8. Theoretische Konzeption der Untersuchung
8.1 Der Lebensstilbegriff der Untersuchung
8.2 Lebensstil als Ausdruck der Sozialisation und Modus des „doing genders“ bzw. im Spannungsverhältnis zwischen sozialstruktureller Sozialisation und Selbstsozialisation
8.3 Exkurs: Die Handlungstheorie sensu George H. Mead
8.4 Jugendtheoretische Rahmung: Jugend zwischen Transition und Moratorium
8.5 Biographische Perspektive der Lebensstilkonzeptionierung: Die erziehungsspezifische Fundierung des Lebensstils

IV. Methodologischer Rahmen und Methodik der Untersuchung

9. Der sozialwissenschaftliche Erkenntnisprozess
9.1 Erkenntnis als sozialer Prozess
9.2 Jenseits von Subjektivismus und Objektivismus
9.3 Typologiebildung in der Sozialwissenschaft

10. Methoden zur Typenbildung von Lebensstilen
10.1 Diskussion relevanter multivariater Verfahren
10.2 Methode zur Handhabung „fehlender Werte“

11. Die Erfassung der Lebensstile – zur Anlage der Untersuchung
11.1 Fragestellung
11.2 Befragungsdurchführung und Stichprobe
11.3 Das Analysemodell und die Operationalisierungen

V. Empirische Evidenzen

12. Dimensionale Analyse der Verhaltens- und Einstellungsbereiche
12.1 Freizeitverhalten
12.2 Film- und Fernsehkonsum
12.3 Musikkonsum
12.4 Kleidungsstil
12.5 Zeitschriftenleseverhalten
12.6 Ernährungsverhalten
12.7 Substanzkonsum
12.8 Riskantes Verkehrsverhalten
12.9 Affinität zu risikobezogenen Aktivitäten
12.10 Delinquente Verhaltensweisen
12.11 Wertorientierungen
12.12 Erziehungserfahrungen
12.13 Geschlechtsrollenorientierung
12.14 Weitere lebensstilrelevante Verhaltensweisen

13 Lebensstile Jugendlicher
13.1 Die Bildung der Lebensstiltypologie
13.2 Beschreibung der Lebensstile
13.3 Die Bedeutung einzelner Lebensstilbereiche

14 Zusammenhänge zwischen Geschlechtsrollenorientierung, biologischem Geschlecht, Risikoverhalten und Lebensstilen
14.1 Geschlecht und Geschlechtsrollenorientierung
14.2 Lebensstile und Geschlechtsrollenorientierung
14.3 Geschlechtsrollenorientierung und Lebensstilbereiche
14.4 Synopsis geschlechtsrollenrelevanter Stilisierungselemente
14.5 Die Bedeutung der Risikoverhaltensweisen für die Geschlechtsrollenorientierung
14.6 Lebensstilbezogene Erklärungen der Geschlechtsrollenorientierung
14.7 Multivariate Effektenanalysen

VI Resümee

15 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse

16 Konsequenzen für die Intervention bezüglich Risikoverhalten

17 Ausblick

Literatur
Anhang
Anhang 1: Operationalisierungen ausgewählter Lebensstil- und Milieustudien
Anhang 2: Tabelle der Cluster-Lösung mit passiven Variablen
Anhang 3: Tabelle der Cluster-Lösung mit aktiven Variablen
Anhang 4: Fragebogen der Untersuchung