Wer glaubt, zweihundert Jahre nach Heinrich Heines Geburt sei alles über ihn und sein Werk gesagt, wird in diesem Buch des bekannten Heine-Forschers Klaus Briegleb eines Besseren belehrt: Das moderne, philosophisch durchdachte Judentum des Dichters und seine biblisch-historische Gedächtniskunst werden in die zentrale Perspektive einer akribischen Textlektüre gerückt. Dabei erscheinen all die vielen Heine zurecht zugeschriebenen Qualitäten – der große Europäer, der Aufklärer und Revolutionär oder der witzige Ironiker – neu verknüpft. Im lesenden Nachvollzug erweist sich Heines Schreibweise selbst als die Botschaft.Briegleb zeigt, dass das Judentum in Heinrich Heines Schriften nicht ein Thema unter anderen ist, sondern die Hauptquelle seines Schreibens. Hier ist endlich das Buch, das diesen Tatbestand ernst nimmt und ihn auf Textwanderungen durch das Gesamtwerk belegt. Der Ausgangspunkt ist ein noch nie gewürdigter Text aus Heines „weltlichster“ Zeit: „Shylock“ (1838).