Neue Forschungen in der Theologie weisen interessante Parallelen zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in anderen Kulturwissenschaften auf, insbesondere zur Diskussion um 'Gemeinschaftsdenken', 'Modernisierung' und 'Erinnerungskultur'. Der vorliegende Band dokumentiert eine internationale, interdisziplinäre Tagung zum Thema 'Theologie und Vergangenheitsbewältigung'. Der Begriff der Gemeinschaft und das antidemokratische 'Gemeinschaftsdenken' der Weimarer Republik schuf für Theologen ebenso wie für Historiker und andere Geisteswissenschaftler eine Disposition für die Annäherung an den Nationalsozialismus. Die Anpassung der jeweiligen Wissenschaft an die Vorgaben des nationalsozialistischen Staates wurde als Modernisierung verstanden, bzw. eine Modernisierung des Faches sollte mit Hilfe nationalsozialistischer Ideologie und Politik erreicht werden. Bemühungen um eine 'Erinnerungskultur' oder 'Gedächtnisgeschichte' treffen sich mit wesentlichen Impulsen einer 'Theologie nach Auschwitz'. Der Band enthält u.a. Beiträge zur Haltung der Bischöfe, zu 'braunen' Priestern und Universitätstheologen, zur Theologie Hitlers, zu Theologien nach Auschwitz als Form der Vergangenheitsbewältigung, zur christlichen Rede von Schuld und Vergebung im Kontext der Verfolgung von NS-Verbrechen, sowie Beiträge zur Aufarbeitung der Vergangenheit in anderen Wissenschaftsdisziplinen.