Das Zufallsereignis ist in sich widersprüchlich bestimmt, denn in ihm vermischt sich Unvereinbares: Bestimmtheit und Unbestimmtheit, Begründetheit und Grundlosigkeit. Dieses paradoxe Anti-Prinzip aber liegt aller Wirklichkeit unhintergehbar zugrunde. Das möchte 'Die Philosophie des Zufalls' in einem ersten Schritt aufweisen. In einem zweiten entwickelt sie daraus den Grundriß zu einem philosophischen System, das Ontologie, Erkenntnistheorie und praktische Philosophie umfaßt. Dieses System ergibt sich daraus, daß der Zufall in unterschiedlichen Weisen eintritt und sich darin realisiert. Seine drei grundlegenden Realisationswei- sen sind das Ereignis, das offene Bewußtseinsgeschehen sowie der freie Freundschaftsschluß und -vollzug. Die unterschiedlichen Ebenen der Wirklichkeit des Zufalls entwickeln sich konsequent auseinander: das Bewußtsein aus der inneren Reflexion des Ereignisses, die Freundesliebe aus der Umkehrung des Bewußtseinsbezugs hin auf den Anderen. So führt die Einsicht in die Unhintergehbarkeit des Zufalls nicht hin auf einen Relativismus, sondern auf eine gehaltvolle, normativ anspruchsvolle Theorie.