In den Jahren zwischen 2002 und 2004 schuf die Tapisserie-Künstlerin Gabriele Grosse für den Sitzungssaal des nordfriesischen Kreishauses in Husum eine große, dreiteilige Arbeit mit dem Titel "Gezeitenkantilene", in der sie das Motiv der Küste, d. h. des elementaren Übergangs zwischen Land und Wasser reflektierte. Dieses Werk ist Höhepunkt und zumindest vorläufiger Abschluss einer über mehr als 25 Jahre hinweg entstandenen Werkgruppe von Tapisserien, Aquarellen, Zeichnungen und Radierungen, die im Zusammenhang beschrieben und erörtert werden. Naturbeobachtung löst eine vielseitige, im Erscheinungsbild immer wieder überraschende Metamorphose aus. Die Grenze zwischen Abbildhaftem und freier Formensprache hat jede statisch anmutende Verbindlichkeit aufgegeben. Stattdessen bildet sich im Auge des Betrachters ein neuerlicher, facettenreicher Wahrnehmungs- und Assoziationsfluss.