Häufig hat das neuzeitliche Denken der sinnlichen Wahrnehmung einen adäquaten Zugang zur Materie abgesprochen. Was sich den Sinnen als konkrete Stofflichkeit präsentiert, gilt als bloßer Schein im Verhältnis zu den allgemeinen, aber weniger sinnfälligen Prinzipien, die der analytische Verstand hinter dem Farbigen, Harten, Glänzenden oder Bitteren erkennt. Ähnliche Vorbehalte gegenüber der Materialität als Gegenstand der Reflexion waren lange Zeit auch in den Kulturwissenschaften wirksam. Der vorliegende Sammelband widmet sich der Frage, wie sich die Welt des Stofflichen für die Kultur- und Medienwissenschaften, insbesondere die Literaturwissenschaft, zurückgewinnen läßt. Dabei wird einerseits an Theorien und Lektürepraktiken angeknüpft, die das differenzielle Denken in den Hintergrund gedrängt hat, andererseits sind aktuelle Forschungskontexte repräsentiert, die sich mit den Kulturen der Materie befassen.