In der Bahnhofsgaststätte von Wanne-Eickel verlebte Heinz Rühmann seine Kindheit, für seinen Vater war das Lokal eine Goldgrube. In der Gegenwart sieht die Wirtin es nicht mehr so. Wo einst der Weltmeister Helmut Rahn Kohlen auslieferte und in einem Verein direkt um die Ecke spielte, wissen heute nicht einmal die Nachbarn, dass der berühmte Spieler dort seine Jugend verlebte.
Hans Dieter Baroth beschreibt das Ruhrgebiet in der Gegenwart und unternimmt von diesen Orten Ausflüge in die Vergangenheit des Potts. Mit dem Fahrrad fuhren Jugendliche zu Auswärtsspielen der höchsten Fußballklasse. Hans Dieter Baroth fährt die Strecken nach. Zu fast jeder Station weiß er eine Geschichte von früher zu erzählen; das Schiffshebewerk bei Henrichenburg, der Borsigplatz in Dortmund, sie sind Stätten der Erinnerung. Amüsant ist der Rückblick auf eine Aufführung der Ruhrfestspiele im Saalbau von Recklinghausen, wo der Kunstgenuss durch widrige Begleitumstände verdorben wurde.
Er berichtet von einem Nachbarn, der Modell stand für das Denkmal verunglückter Bergleute, seiner Kameraden. Wo Olaf Thon als Jugendlicher Fußball spielte, verfällt das Stadion, das Vereinslokal des Clubs befindet sich in Containern. Die angebliche Berliner Göre Claire Waldoff wurde als Tochter eines Bergmanns in Gelsenkirchen geboren. Das Geburtshaus steht nicht mehr. Der Chronist des Reviers begab sich auf die Spuren der Chansonsängerin vom ehemaligen Gussstahlwerk Gelsenkirchen bis in die Marktstraße von Oberhausen. Hier sah sie das erste Varieteeé Das Unterhaltungslokal wurde wie ihr Geburtshaus im Krieg zerstört. Wo einst Künstler die Bergleute unterhielten, werden in der Gegenwart modische Textilien verkauft.
Aus dem Biergarten der "Rhein-Aue" in Duisburg sahen die Gäste auf der anderen Flussseite die Hochöfen von Krupp in Rheinhausen. Hans Dieter Baroth suchte nach dem Ausflugslokal und fand nur noch eine Parkanlage. Vor über 20 Jahren fuhr der Autor mit der Straßenbahn von Duisburg nach Witten-Annen. Zwei Jahrzehnte später unternahm er erneut diese Tour, dieses Mal nach Witten-Heven. Zwischen zwei Fahrten hat sich das Ruhrgebiet nachhaltig verändert.

Der Autor fotografiert seit 40 Jahren Stätten des Ruhrgebietes. Auch mit beeindruckenden Fotos belegt er in diesem Text-/Bildband den Wandel im Revier. Auf seinen Touren in die Vergangenheit fotografierte er nicht nur Industrieruinen. Aufstieg und Verfall sind nahe beieinander. Das alte und das neue Revier, in den Texten und Bildern von Hans Dieter Baroth wird beides lebendig.