Dieses Buch beinhaltet die erste umfassende Darstellung sämtlicher philosophisch relevanter Aspekte der Schriftlichkeit im Werk Platons. Unter Rückgriff auf Ergebnisse des aktuellen medienphilosophischen Diskurses und der „Schriftdebatte“ in der Linguistik wird durch detaillierte Interpretationen aller einschlägigen platonischen Schriften der Einfluss des Mediums der Alphabetschrift auf die Entstehung, Entwicklung und Ausformung der abendländischen Philosophie nachgewiesen.
Der erste Hauptteil beschäftigt sich mit der expliziten Schriftreflexion Platons. Hier geht es im Einzelnen um die schriftmediale Bedingtheit des Sprachbegriffs des Kratylos, um die Schriftkritik des Phaidros und des VII. Briefs, um Platons Selbstreflexion der Möglichkeiten und Grenzen philosophischer Schriftstellerei in der Politeia sowie schließlich um das viel diskutierte Problem einer „Ungeschriebenen Lehre“ Platons.
Im zweiten Hauptteil kann dann in Form einer medienkritischen Rekonstruktion der latenten Schriftphilosophie Platons nicht nur nachgewiesen werden, dass für ihn das Alphabet das Grundmodell philosophisch-wissenschaftlicher Tätigkeit überhaupt darstellt, sondern dass seine Metaphysik, die berühmte Ideenlehre, auf einer kategorialen Verkennung und Verwechslung der Funktionsweisen von Sprache und Schrift beruht, die unkritisch auf die Erkenntnis der Struktur der Realität übertragen werden. Im Gegensatz dazu wird am Ende der Untersuchung gezeigt, dass sich eine adäquate Funktionsbestimmung der Alphabetschrift als das Paradigma moderner Wissenschaftlichkeit auszeichnen lässt.