Theodor Storms Erzählungen kreisen um einen heimlichen Kernkonflikt: Sobald aus den reizenden Kindsbräuten, für die sich Storm’sche Helden begeistern, heiratsfähige Frauen werden, droht ihnen ein frühzeitiger Tod.
Die hier vorgelegten Studien tragen der Tatsache Rechnung, dass den zentralen Darstellungsgegenstand von Storms Novellistik Geschlechter- und Generationenbeziehungen bilden, in denen, wenn auch zunächst nur untergründig, Aggression, Verzweiflung und Angst vorherrschen.
In vier detaillierten Neuinterpretationen zu den Erzählungen „Ein grünes Blatt“, „Auf der Universität“, „Viola tricolor“ und „Der Schimmelreiter“ geht Malte Stein der Frage nach, was aus Storms Novellistik über die (auch gesellschaftlichen) Ursachen und Folgen von familiärer Gewalt zu erfahren ist. Mit Konzepten der strukturalen Textanalyse bzw. der neueren Narratologie sowie in behutsamer Anknüpfung an aktuelle Ansätze aus dem Bereich der Psychoanalyse und Psychotraumatologie eröffnet dieses Buch einen grundlegend neuen Zugang zu Storms erzählerischem Œuvre.