Es ist weitgehend undeutlich, was man von Medizin- bzw. Bioethik erwarten kann. Kann Medizinethik als wissenschaftliche Disziplin auftreten? Gibt es im Bereich der Ethik überhaupt etwas zu erkennen, was erforscht werden könnte? Welche wissenschaftlichen Standards sind dann relevant? Ist die Medizinethik eine Subdisziplin der philosophischen Ethik? Oder muss man gerade versuchen, die theoretischen AuseinanderSetzungen der philosophischen Ethik von der Medizinethik fern zu halten? Mit welcher Autorität wird in Fragen der Medizinethik in Kliniken beraten? Ist der Medizinethiker die säkulare Nachfolgeinstanz des Klinikpfarrers, ein Moderator unterschiedlicher Interessen oder eine Variante psychologischer Beratung? Mit welcher Autorität sprechen Ethikräte und Ethikkommissionen ihre Empfehlungen an Parlamente und Regierungen aus? Mit der Autorität der Wissenschaft, die sich dem zwanglosen Zwang des besseren Arguments verpflichtet weiss? Oder sind es Gremien, die schwierige biopolitische Entscheidungen abfedern sollen? Der Band präsentiert Beiträge zu diesen Themen, die im Rahmen einer grossen Tagung der Akademie für Ethik in der Medizin zur Diskussion gestellt wurden.