Die Geschichte des Lubliner Konzentrations- und Vernichtungslagers ist weder in der historischen Forschung noch in der deutschen Öffentlichkeit präsent; lediglich der Name ist seit der Eröffnung des Düsseldorfer „Majdanek-Prozesses“ am 26. November 1975 bekannt.
Das auf Befehl Himmlers im Juli 1941 im Distrikt Lublin im Generalgouvernement gegründete Konzentrationslager fungierte in der Zeit seines Bestehens von Oktober 1941 bis Juli 1944 als Zwangsarbeits-, Sammel-, Durchgangs- und Vernichtungslager für Jüdinnen und Juden. Auf einer breiten Quellenbasis, darunter die umfangreichen Aktenbestände des „Majdanek-Prozesses“, untersucht Barbara Schwindt die Rolle, die Majdanek in verschiedenen Zeitphasen als Lager der „Endlösung“ spielte. Inwieweit war Majdanek Teil der regionalen sowie der überregionalen Verfolgungs- und Vernichtungspraxis? Welche Intentionen lagen den Funktionsveränderungen zugrunde? Insgesamt lassen sich drei Entwicklungsphasen unterscheiden, die jeweils durch einen Funktionswandel gekennzeichnet sind. Eingangs erfolgt die Analyse der Entschlußbildung und des Entscheidungsprozesses in der Zeit von Sommer bis Winter 1941, der zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung geführt hat. Welche Bedeutung kam dem in Planung befindlichen Lubliner Konzentrationslager in diesem Prozeß zu? Die Untersuchung leistet einen Beitrag zur Konzentrationslager- und zur Shoah-Forschung. Die Einordnung der Lagergeschichte in den Prozeß der „Endlösung“ ermöglicht eine neue Beurteilung Majdaneks im nationalsozialistischen Lagersystem.