Ausgehend von dem Befund, daß der rigorose Technizismus neuerer Medientheorien nicht in der Lage ist, die Rhetorizität sowohl des eigenen Unterfangens als auch der Literatur zu erfassen, unternimmt der vorliegende Band den Versuch, die Produktivität der metaphorischen und poetologischen Anverwandlungen eines ›neuen Mediums‹ im Feld der Literatur zu beschreiben. Das Augenmerk liegt auf der literarischen Inszenierung von Wahrnehmungsformen, die das photographische Versprechen der Objektivität ernstnehmen und im Blick auf Verschriftlichung und Erinnerung erproben. Gleichermaßen aber geraten die Wechselwirkungen in den Blick, die sich zwischen dem ›Photographischen‹ (Rosalind Krauss), der Semantisierung der Photographie, und der literarischen Poetik entfalten. In minutiösen Lektüren kanonischer Texte der Literaturgeschichte (u.a. von Goethe, E.T.A. Hoffmann, Storm, Fontane, Proust, Benjamin, Jünger, Grass, Johnson, Bernhard und Grünbein) erweist sich die Literatur als primäres Medium nicht nur der Sinnproduktion, sondern auch der Sinnkorrektur innerhalb des photographischen Diskurses. Die Metaphern der Photographie beschreiben in der Literatur eine Geschichte, die allererst von den Bildtheorien der jüngsten Zeit theoretisch eingeholt wird.