Unser Reise- und Wanderführer ist fünf Jahre alt geworden. Die Beschreibung böhmischer Landschaft, die Geschichten und Anregungen für Fahrten über den Erzgebirgskamm hinweg haben viele Anhänger gefunden, erneut ist eine Auflage zur Neige gegangen. Aber eine weitere Ausgabe muss den vielen Veränderungen folgen, die in den fünf Jahren ins Land gegangen sind. Allein der Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union hat Folgen, zum Beispiel haben sich die Wartezeiten an den Grenzübergängen spürbar verkürzt, es sieht so aus, dass unsere Reiselust ins Nachbarland zugenommen hat.

Wir wollen das Erzgebirge in allem als eine schöne und liebenswerte Landschaft erfahren. Denn auch „auf der anderen Seite“ – so sagen wir gemeinhin – lassen sich viele Perlen der Landschaft finden und zusammenfädeln, die das böhmische Erzgebirge versteckt hält oder freigiebig ausbreitet, wenn wir uns ihnen mit wachen Augen und aufnahmefähigem Gemüt nähern. Bei solchen Entdeckungen und Wiederbegegnungen soll das Buch helfen und anregen.

Unser Reisebuch ersetzt freilich keine detaillierten Wanderkarten, die es inzwischen zu allen unseren Gegenden gibt, es soll auch keine Belehrung über touristische Ziele sein. Die Reiseskizzen sind vielmehr von persönlichen Erfahrungen – und auch Vorlieben – gefärbt, und so soll es auch bleiben: wie in Malbüchern zu Selbstausmalen, eigenes Befahren und eigenes Erfahren, Erleben und Reflektieren ergibt ein ganzes Bild. Es soll keine Anleitung sein, die Sehenswürdigkeiten oder Denkanregungen aufdrängt oder gar festlegt, keine „Reiseleitung“, sondern behutsame Empfehlung.

Dennoch bietet der informierende Teil die erstmalig weitgehend vollständige Zusammenstellung der sehenswerten Orte und Ausflugsziele auf der böhmischen Seite des Erzgebirges, weiter aktualisiert und ergänzt. Auch weitgehend in der Namensbezeichnung beider Sprachen. Die Reihenfolge bleibt nach wie vor konsequent vom Tschechischen bestimmt, denn wir sind Gäste im Nachbarland und außerdem auf die Orts- und Straßenschilder, die Wegweiser, die Karteneinträge angewiesen. Aber wir erfahren in allen Fällen, da es sie gibt, auch die deutschen Namen. Sie zu ermitteln ist nach wie vor mühsam, besonders bei kleinsten Ansiedlungen, Bächen, Felsen, Häusern und Kirchen, weil sie nicht selten verschiedenartig sind, mehrere Namen hatten, von manchem existiert sogar nur noch die Bezeichnung, wenn überhaupt. Zu danken haben der Verlag und der Autor für alle Hinweise und Tips, die zu den vorausgegangenen Auflagen des Buches von unseren Lesern kamen, sie sind, soweit zutreffend, hier berücksichtigt. Manche Unwägbarkeiten sind dennoch geblieben, Öffnungsmodus und Zeiten von Restaurants, Aussichtstürmen, Telefonnummern sind wandelbar, auch in Böhmen. Neuerdings sind Internet- und E-Mail-Adressen der fast überall sehr tüchtigen und hilfsbereiten Informationszentren der Städte und Regionen das Verlässlichste. Dennoch lässt sich nicht daran rütteln, dass eine gewisse böhmische Improvisation die Ausflüge ins Nachbarland würzen kann.

Es kann erneut nur den Wunsch geben, dass das Büchlein beiträgt, dem Erzgebirge und seiner Anziehungskraft inmitten Europas zu dienen.

Reinhold Lindner