Eine Rechtsordnung mit Begriffen wie Verbrechen, Schuld und Strafe gibt jeder grösseren menschlichen Gemeinschaft, d.h. auch jeder politischen Einheit eine soziale Basis. Seit Urzeiten bestimmen diese Begriffe daher die Existenz des Menschen in Realität und Phantasie und wurden immer wieder in der Literatur und in den Künsten dargestellt und gedeutet.
Der Inhalt der Begriffe unterlag im Laufe der Geschichte einem ständigen Wandel; das Christentum rückte den Begriff der Sühne in den Mittelpunkt des theologisch-philosophischen Denkens und der sozialen Realität. Modifikationen konnten in jüngerer Vergangenheit vor allem in politischen Systemen beobachtet werden: dem Regime des Nationalsozialismus, der Stalin-Ära und der DDR-Zeit. In diesen totalitären Gesellschaftsordnungen waren auch Rechtsmediziner tätig, wobei ihre Verhaltensweisen jedoch bei weitem nicht immer jenen ethischen Grundsätzen gerecht wurden, die durch das heutige Grundgesetz der BRD bzw. durch die internationale Gemeinschaft gefordert werden.
Das gesellschaftliche Miteinander basiert auf einer sozialen Ordnung, die u.a. auch durch Sanktionen und Sühne bestimmt wird. Das Fach Rechtsmedizin stellt durch seine Aufgabe, einen Sachbeweis bei Taten gegen die körperliche Integrität und das Leben zu erstellen, eines der Mosaiksteine dar, die das Miteinander auf der Ebene der sozialen Ordnung garantieren.
Dieses Buch versucht aus unterschiedlichen Perspektiven eine Annäherung an die Thematik. Ein Teil der Aufsätze wurde anlässlich einer öffentlichen Vortragsveranstaltung in Kiel am 2.7.2004 vorgetragen und diskutiert.