„FUCK YOU, Eu.ro.Pa!“ ist der Schrei einer jungen Frau, die in einem langen Monolog ihrem Vater erklärt, warum sie an einem Essaywettbewerb über ihr Vaterland nicht teilnehmen will. Indem sie ihm erzählt, warum sie auf die Frage „Was hat mir mein Land gegeben und wie habe ich es ihm vergolten?“ keine Antwort weiß, rechnet die Erzählerin mit ihrem Land ab, auch mit der Zukunft, auf die sich Moldawien vorbereitet.

Zwischen ihrer Kindheit in der Sowjetunion und einer europäischen Zukunft, die nichts anderes propagiert als „Privatisierung. Modernisierung. Föderalisierung. Globalisierung. Legalisierung. Devalorisierung. Standardisierung. Popularisierung [.]“ war nie Raum für eigene Gefühle. Um so heftiger sprudeln sie aus diesem Text hervor, als Hass, Spott, Verdruss, Verrat und nicht zuletzt auch als Liebeserklärung.

Das Stück „FUCK YOU, Eu.ro.Pa!“, 2003-04 auf Solitude entstanden, wurde Anfang 2005 in der ehemaligen Sowjetunion und in Rumänien aufgeführt und kann als Aufruf einer Jugend gelesen werden, die - nicht nur - in den Ländern des ehemaligen Ostblocks um ihre Hoffnungen betrogen wurde und sich von der neoliberalen, profitorientierten Welt verraten fühlt. „FUCK YOU, Eu.ro.Pa!“ ist ein wunderbarer Text voller Enttäuschung und Liebe, zugleich vehement und humorvoll, von einer aufsässigen Schriftstellerin geschrieben, die im Theater jene redemptive Kraft sieht, ohne die die Realität weder ertragbar wäre noch verständlich gemacht werden könnte. Aus einer anderen Perspektive, von Moldawien aus, stellt „FUCK YOU, Eu.ro.Pa!“ von Neuem die Frage nach der Erweiterung Europas und der Gültigkeit seiner Werte: Das Stück wird jeden Leser, ob Euroskeptiker oder Eurobegeisterter ansprechen!