In jüngster Zeit sind sprachliche und nichtsprachliche Visualisierungsstrategien verstärkt in die Aufmerksamkeit der literarhistorischen Forschung gerückt. Im Zentrum stehen dabei Gesten und Gebärden, Modi des Blickens und der Blicklenkung in schriftlichen und ikonischen Zeugnissen. Für beide Bereiche hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass innere und äußere Bilder nicht zu trennen sind.
Die hier vorgelegten Studien verstehen sich in diesem Sinne als Beiträge zu einer Poetik der Visualität. Sie untersuchen das Verhältnis von Sagen und Zeigen in Bildern und Texten, die immer schon auf Evidenz abzielen, auf ein ‚vor Augen stellen‘ ihrer Gegenstände für den Hörer, Leser oder Zuschauer. Die Beiträge behandeln wichtige Bilderhandschriften wie den Codex Manesse, die Berliner Veldeke-Handschrift oder die illustrierten Handschriften des ‚Welschen Gastes‘. Aber auch Schachzabelbücher, die Iwein-Fresken in Schmalkalden und schließlich die Szenenregie im höfischen Roman, in der Heldenepik, in Minnereden und in mystischen Visionsberichten sind Gegenstände der Untersuchung.