Die österreichischen Cistercienserklöster blicken auf eine lange und lebendige Tradition zurück – in manchen Fällen haben sie seit dem 12. Jahrhundert ununterbrochen überlebt. Die Jahrhunderte haben jedoch ihre Spuren hinterlassen, führten zu Verwerfungen im Ordensalltag: Patres wirken heute oft in der Pfarrseelsorge, in Schulen und in großer Entfernung von den Klöstern. Sind solche Aufgaben für einen Cistercienser vertretbar? Kann eine monastische Gemeinschaft die daraus entstehenden Spannungen ertragen? Karl Braunstorfer hat als Abt von Heiligenkreuz und Abtpräses der Österreichischen Cistercienserkongregation von 1945 bis 1969 mit Fragen wie diesen gerungen, nicht zuletzt als Konzilsvater während des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Alkuin Schachenmayr beleuchtet in seiner wissenschaftlichen Biographie, wie kirchen- und ordensgeschichtliche Strömungen des 20. Jahrhunderts das Lebenswerk einer der wichtigsten cisterciensischen Persönlichkeiten der Epoche durchdrangen. Karl Braunstorfers Ordensleben umspannte eine außergewöhnlich vielschichtige Ära von Monarchie über Ständestaat, Zweiten Weltkrieg, Nachkriegszeit bis hin zum Aufbruch nach dem Zweiten Vatikanum. Indem der Autor Braunstorfers Zusammenarbeit mit einflußreichen Bischöfen und Äbten anhand von Briefen, Tagebüchern und Notizen führender Persönlichkeiten im Orden analysiert, leistet er zugleich eine gründliche Aufarbeitung solcher Themen wie monastische Reform, Pietas Austriaca, klösterliche Pfarrseelsorge und Erneuerung der cisterciensischen Architektur und Liturgie.