Die Frage nach der Zukunft Europas besteht vor allem darin, ob sich die europäische Zivilisation erneuern und weiterentwickeln kann. Europas Identität sollte in der Perspektive einer europäischen Ökumene gesucht werden. Der Begriff der Ökumene umfasst mehr als nur nationale und kultur-homogene Einheiten: Herodot, Polybius und Augustinus verstanden unter verschiedenen Gesichtspunkten die Ökumene als transkulturelle Zivilisation. In diesem Sinn könnte in Europa eine neue Ökumene als Antwort auf die Nationalismen der Vergangenheit und auf die globalen Zivilisationsprobleme der Zukunft gefunden werden. Die Konstitution einer europäischen Zivilisation steht zwar in einem engen Zusammenhang mit der Schaffung der Europäischen Union, sie geht jedoch weit über die politischen Intentionen hinaus. Eine neue Weltordnung auf der Grundlage von Zivilisationen kann als Vorstufe zu einer globalen Demokratie begriffen werden. Aus diesen Zivilisationen heraus könnte sich eine „Weltrepublik“ konstituieren, die als globale Föderation die Anarchie der Nationalstaaten beendete. Die „Weltrepublik“ könnte eine Weiterentwicklung der UNO darstellen, der natürlich weitaus grössere Kompetenzen zugestanden werden müssten und die sich vor allem demokratisch legitimieren müsste. Eine „Weltrepublik“ wäre das Gegenteil eines zentralistischen Weltstaates, der global die Demokratie gefährden und damit eine ungeheure Gefahr für die zivilisatorischen Errungenschaften darstellen würde.