Das 1019 durch Brun von Augsburg, den Bruder Kaiser Heinrich II., gegründete ehemalige Kollegiatsstift St. Moritz, das nach seiner Auflösung im Jahre 1803 bis heute als Pfarrei fortlebt, gehört zu den großen Unbekannten der Augsburger Kirchengeschichte. Gleiches gilt für die wechselvolle Architektur- und Ausstattungsgeschichte des Kirchenbaus, die an der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Kirche nur noch schwer abzulesen ist.

Die rund 25 Artikel des Sammelbandes zeichnen erstmals ein umfassendes Bild der bewegten Geschichte des Kollegiatsstifts sowie der Architektur- und Kunstgeschichte seiner Kirche und schließen damit eine wesentliche Lücke in der Augsburger Kirchen- und Stadtgeschichte. Der inhaltliche Rahmen des Bandes ist dabei bewusst breit gewählt: Das Buch bietet zunächst einen Überblick über die Geschichte der Stiftskirchen vom Frühmittelalter bis zum Ende des Alten Reichs. Bevor die noch kaum erforschte Gründung von St. Moritz in Augsburg gründlich behandelt wird, erfahren Entstehung und Ausbreitung des insbesondere im Mittelalter zentralen Mauritiuskults eingehende Darstellung. Das Hauptaugenmerk der historischen Sektion des Bandes gilt indes der Geschichte des Augsburger Stifts in Spätmittelalter und Früher Neuzeit bis zu seiner Auflösung in der Säkularisation; beleuchtet wird die Rolle von St. Moritz in der Reformation, seine Position innerhalb der Fuggerschen Stiftungen sowie Fragen der Liturgie und Gelehrtengeschichte. Die architektur- und kunstgeschichtliche Abteilung findet ihren Schwerpunkt in der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Barockausstattung der Kirche, untersucht aber auch die zentralen Schritte ihrer Architektur- und Kunstgeschichte vor der Umgestaltung im 18. Jahrhundert. Durch die reichhaltige Ausstattung des Sammelbandes mit bislang unveröffentlichten Bildmaterialien werden die verlorenen Bauzustände der Kirche dabei erstmals in dieser Ausführlichkeit dokumentiert.