Als bestimmendes Moment in den Fotografien und Videoarbeiten des in Seoul geborenen Kyungwoo Chun (*1969) begegnet uns immer wieder das Phänomen Zeit und wie wir diese wahrnehmen. Für den Künstler ist Zeit das, "was wir als Individuen leben". Chuns ungewöhnlich dichte Porträts, für die er mitunter Belichtungszeiten von einigen Stunden wählt, sind keine Charakterstudien, sie bilden nicht ab. Vielmehr treten der Fotograf und seine Modelle in einen Dialog, an dessen Ende, wie Stephan Berg beobachtet, ein Bild entsteht, "in dem die miteinander verbrachte Zeit und die Person des Fotografen wie des Fotografierten sich überlagern".