Am 21. Juli 1906 schied Ferdinand von Saar, einer der Großen der österreichischen Literatur des 19. Jahrhunderts, aus dem Leben. Sein literarisches Schaffen und seine Aktualität auch im 21. Jahrhundert soll diese Gedenkschrift würdigen. Lange Zeit wurde Saar als ein rein österreichischer Autor gesehen, ein "poeta Austraicus", dessen Werke nie über die Kleinmalerei österreichischer Zustände hinausreichten. Schon zu Lebzeiten war ihm der große Erfolg nie beschieden, und heute verschwindet er zunehmend aus den Lehrplänen österreichischer Schulen und aus dem Bewußtsein einer breiten Leserschaft. In den letzten zwei Jahrzehnten jedoch hat Saar zunehmend die Aufmerksamkeit österreichischer und internationaler Wissenschaftler erregt, die in seinen Texten genaueste Zeitbezüge, literarische Tiefe, wie auch ein feines Gespür für die großen zeitgenössischen Diskurse nachweisen, welche die damalige Zeit mit unserer heutigen Realität verbinden. Wissenschaftler aus Deutschland, England, Irland, Kanada, Österreich, Russland und den USA kommen in diesem Band zusammen, um bestehende Forschungsrichtungen der Saar-Forschung zu verfolgen und neue Richtungen zu öffnen. Vor allem jedoch soll an einen großen Schriftsteller erinnert werden, der heute so aktuell ist wie vor hundert Jahren.