Die Lektüre und der Theaterbesuch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind der Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Sie beschränkt sich auf den deutschsprachigen Raum und unternimmt gelegentliche Ausflüge nach Frankreich. Zuschauen und Lesen werden dabei aber nicht dem Begriff der Rezeption subsumiert, sondern als eigenständige Praxen zur Geltung gebracht, als eine Vielzahl von Verhaltensweisen sichtbar gemacht und erst in einem zweiten Schritt wieder miteinander verglichen. So unterschiedliche theatrale Tradtionen wie das jesuitische Schultheater, die Schaustellung und das französische Nationaltheater werden einbezogen und voneinander abgegrenzt. Vor allem die Praxis des Stadttheaters ohne feste Ensembles und die der empfindsamen Lektüre weisen schliesslich, so die These, eine Vielzahl struktureller Homologien auf. Neben dem Phänomen der Empfindsamkeit sind der Liebes- und Freundschaftsbrief und die Schriftkritik des 18. Jahrhunderts zentrale Themen der Arbeit. Die Schriftkritik wird als eine Erfahrung von Schrift verstanden, die sich auch aus dieser brieflichen Praxis ergibt. Die Arbeit beruft sich unter anderem auf Autoren wie Herder, Rousseau, Goethe, Klopstock, Diderot und Engel.