Sigebert von Gembloux ist einer der "vielseitigsten und bedeutendsten Schriftsteller des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts" (Max Manitius). Beachtung haben vor allem seine Universalgeschichte (Chronica) und die libelli de lite gefunden; vielfach vergessen sind die Werke mit kleinerer Öffentlichkeitswirkung und Überlieferung, die er in St.Vinzenz zu Metz (etwa 1048-1072) und St. Peter zu Gembloux (1072-1112) geschrieben hat. Sie sind in der Mehrzahl der Biographie zuzuordnen. Beim Durchzählen des von Sigebert hinterlassenen Werkverzeichnisses summieren sich 13 hagiographische Arbeiten, eine Bischofsvita und zwei biographische Reihen, die das Material dieser bio-bibliographischen Studie bilden. Zu jedem Werk werden die erhaltenen Handschriften aufgezählt, Datierungs- und Lokalisierungsvorschläge gemacht oder übernommen und die Überlieferung bewertet. Textkritische Forschungen und Ansätze zu Werkdatierung und Entstehungsumständen kommen zur Sprache; kritische Editionen sind - sofern vorhanden - genannt und ihre Qualität geprüft; es finden sich mehrfach Vorschläge zur Textverbesserung. Die Werke werden durch eine inhaltliche Zusammenfassung, die Analyse der "Quellen" und des Hintergrundes (Intertextualität) erschlossen. Sigebert ist Literaturkenner und Literaturhistoriker; wo die Vorbilder zu entdecken sind oder eine Entdeckung schon gelungen ist, kommen sie zur Sprache. Geprüft ist auch, wie sich der Stilumbruch der Zeit in Sigeberts biographischem Werk niederschlägt. Aus alledem ergibt sich ein literarischer Ausschnitt des lothringischen Kulturraums - im XI. Jahrhundert findet sich dort kein zweiter Autor dieser Qualität und Produktivität.