Zwischen Wirtschaft und Umwelt besteht kein Gegensatz, sondern vielmehr eine gegenseitige Abhängigkeit. Marktwirtschaftliche Instrumente der Umweltpolitik, von denen angenommen wird, sie wirkten oft effektiver und ökonomisch effizienter als Auflagen und Umweltnormen, gelangen nicht zuletzt deshalb weltweit in immer stärkerem Maße zur Anwendung. So auch in Brasilien. Dort werden beispielsweise seit einigen Jahren Abgaben auf die Nutzung der natürlichen Ressource Wasser eingeführt, mit dem erklärten Ziel, über solche preislichen Signale die Nutzer dazu anzuregen, sowohl ihren Verbrauch von Oberflächen- und Grundwasser als auch die Einleitung von schädlichen Abwässern in die Flüsse zu reduzieren. Das innovative brasilianische System der Gewässerbewirtschaftung versucht dabei, die zahlreichen und verschiedenartigen Nutzungsansprüche und -konflikte auszugleichen, indem die Wasserabgaben bewusst differenziert auf die jeweiligen lokalen Gegebenheiten ausgerichtet werden und alle Betroffenen frühzeitig in Planung und Ausgestaltung eingebunden werden. Die vorliegende Dissertation des diplomierten Lateinamerika-Wissenschaftlers Philipp Hartmann entstand aus jahrelanger Beschäftigung mit der theoretischen Basis ebenso wie mit der – für den Erfolg nicht minder entscheidenden – praktischen Umsetzung der brasilianischen Umwelt- und Gewässerpolitik. Die Untersuchung bietet detaillierte Fallanalysen und berücksichtigt unterschiedliche theoretische Ansätze, wie Neoklassik, Institutionenökonomik oder Neue Politische Ökonomie; eine fundierte und differenzierte Auseinandersetzung, die bisher – auch in der brasilianischen Fachliteratur – fehlte. Mit einer grundlegenden Einführung in wichtige Aspekte der Umweltökonomie und ausführlichen Erklärungen zum brasilianischen Umwelt- und Wasserrecht empfiehlt sich das Buch für einen breiten Leserkreis.