"Meine Stunde ist noch nicht gekommen." - Für die Suche nach dem Kairos einer Handlung ist die Orientierung an Zeitnormen bestimmend. Ebenso vielschichtig der Begriff "Zeit" ist, so viele Zeitnormen können parallel zueinander existieren und Konflikte zwischen oder innerhalb von Handlungssubjekten hervorrufen. Das Johannesevangelium inszeniert zahlreiche solcher Zeitkonflikte. Im theoretischen Teil ihrer Studie geht Olivia L. Rahmsdorf deshalb zunächst den vielfältigen Bezügen der Trias Zeit, Ethik und Narration nach. Im methodischen Teil legt sie die Möglichkeiten, Zeit im Text wahrzunehmen und diese nach ihrer ethischen Relevanz zu beurteilen, offen. Im exegetischen Teil analysiert sie schließlich das Verhalten der johanneischen Figuren in der Zeit, deren leitende Zeitnormen und daraus resultierende Zeitkonflikte, die narrativen Inszenierungsstrategien und leserlenkende Bewertungstendenzen. Die Konflikte der Figuren auf der Ebene der erzählten Welt verweisen auf die grundsätzliche Relevanz der Zeit für die Ethik, für menschliches Verhalten und dessen gesellschaftliche Bezüge. Diese Arbeit wurde mit dem mit dem Ernst-Wolf-Preis der Gesellschaft für evangelische Theologie ausgezeichnet.