Lange Zeit wurde Paulus in der jüdischen Forschung als Ketzer, Apostat oder Gründer des Christentums gesehen. Schalom Ben-Chorins Paulus-Buch ist als Beispiel einer neuen jüdischen Wahrnehmung und Wertschätzung des Völkerapostels zu würdigen. Mit bemerkenswerter Offenheit erkennt der Verfasser in der Gestalt des Paulus eine wichtige Figur der jüdischen Religionsgeschichte und einen Mittler zwischen Judentum und Christentum. Die paulinische Lehre betrachtet er als Quelle des Lernens und als Herausforderung für das heutige Judentum. Paulus ist ein "Bürger zweier Welten, der jüdischen und der hellenistischen", und er wird zum Wanderer zwischen diesen Welten.