Der Park Wilhelmshöhe mit seinen romantischen Wasserfällen, erlesenen Gehölzen aus aller Welt, seinen zahlreichen Baudenkmälern, insbesondere dem einzigartigen Herkules-Bauwerk aus Oktogon, Pyramide, Herkulesfigur, Grotten und Kaskaden sowie der Schloßkomplex mit seinen wertvollen Kunstsammlungen bilden zusammen trotz z.T. unterschiedlicher Entstehungsepochen ein künstlerisches Ensemble – will sagen ein Kunstwerk im Ganzen von Weltrang, durchaus vergleichbar mit Versailles. Im Mittelpunkt dieses 'Gesamtkunstwerkes' Wilhelmshöhe steht mit über 200 Hektar Fläche Europas größter Bergpark – ein Ende des 18. Jahrhunderts im englischen Stil angelegter Landschaftpark zu Füßen der grandiosen, bereits 1701 bis 1718 unter Landgraf Karl (reg. 1685-1730) geschaffenen Barockanlage. Der Landschaftspark geht auf der Bergseite fließend über in den Forst des Naturparks Habichtswald, im Tal reicht der Park bis unmittelbar an die Stadtgrenze heran. Rechnet man noch die beiden anderen großen Kasseler Parkanlagen, Staatspark Karlsaue und Schlosspark Wilhelmsthal hinzu, verfügt Kassel über ein historisches Gartenreich, welches die ehemalige Residenzstadt (bis 1866) bis heute als Parklandschaft umschließt und bei aller Kunstbegeisterung auch einen hohen Erholungswert für die ansässige Bevölkerung darstellt.
Grundlage für die Erhaltung der Parklandschaft Wilhelmshöhe ist die Kenntnis der Parkgeschichte in all ihren Überlagerungsschichten. Die hier vorgelegte Dokumentation beruht auf langjährigen Forschungen im Rahmen einer Dissertation über die Geschichte des Parks Weißenstein (ab 1798 Wilhelmshöhe). Darauf aufbauend, erstellte der Autor im Auftrag der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (VSG) das 'Parkpflegewerk Wilhelmshöhe', dessen Drucklegung derzeit vorbereitet wird. Angesichts der fortgeschrittenen Planungen zur Neuordnung der Kasseler Museumslandschaft mit dem 'Masterplan' für den sog. 'Museumspark Wilhelmshöhe' erscheint es dem Autor dringend notwendig, in seiner unabhängigen Funktion als Gartenhistoriker die Rolle des Mediators zu übernehmen, um zwischen den Anforderungen der Gartendenkmalpflege und den Aufgaben der planenden Architekten und Museumsfachleuten vor Ort angemessene Lösungen für die denkmalgerechte Erhaltung des Schlossparks Wilhelmshöhe zu finden. Diese Publikation möge dem Leser vor allem als Wegweiser durch die Geschichte des Parks Wilhelmshöhe dienen und Chancen eröffnen, dem hoffentlich gemeinsamen Ziel, die Wilhelmshöhe in das Welterbe der Unseco zu führen, näher zu kommen.
Die Fotografen Jens Hartmann und Alexander Kröner haben einen exzellenten Bildteil zu dieser Publikation beigesteuert. Es sind stimmungsgeladene Fotografien, die den romantischen Geist dieses Ortes und seine emotionale Magie treffend einfangen.
Separatum aus "Die Gartenkunst" 2005/2