Technische Medien haben in der heutigen Zeit eine kulturelle Führungsrolle übernommen. Sinneswahrnehmung und Denkstrukturen haben sich den Konventionen der medialen Kommunikation dynamisch angepasst. Von vielen wird dieser Effekt als 'Diktatur der Medien' empfunden. Der theatrale Rahmen eignet sich besonders für die Erforschung derartiger Mechanismen, da er die Möglichkeit bietet, andere Medien sowohl in ihren Konventionen zu adaptieren wie auch in ihrer jeweiligen Spezifik und Materialität zu integrieren. Diese Studie widmet sich der Regiearbeit zweier Künstler, die sich seit den 80er Jahren mit Wahrnehmungsexperimenten und dem Einsatz von Medien auf dem Theater beschäftigen. Der New Yorker Regisseur John Jesurun und der Kanadier Robert Lepage bedienen sich unterschiedlicher Herangehensweisen – mit zum Teil ganz ähnlichen Resultaten. Kern der Arbeit ist die vergleichende Analyse prominenter intermedialer Strategien in spezifischen Inszenierungsbeispielen. Es wird gezeigt, wie das Theater Spannungen zwischen Anforderungen der Medientechnik und der menschlichen Wahrnehmung ins Bewusstsein des Zuschauers führen kann. So ermöglichst es ihm die Rückeroberung der Autonomie gegenüber dem künstlich vorgeschalteten Medium.