Über die Ursprünge der Erzählkunst Theodor Storms war bisher wenig bekannt, auch wenn es einige regionale Veröffentlichungen aus den 1840er Jahren gab. Seit Beginn der 1990er Jahre konnte die Storm-Forschung immer mehr Belege und Dokumente identifizieren, die zeigen, dass Storms literarische Anfänge bis in die Schulzeit zurückreichen, und dass er bereits damals mehrfach Gedichte und Prosatexte veröffentlicht hat. Der Dichter bemühte sich später erfolgreich, sein eigentliches Werk von seinen frühen Versuchen abzugrenzen. Ob zu Recht oder Unrecht, das konnten bisher nur wenige Fachleute beurteilen, die sich mit den Quellen selbst beschäftigt haben.
Mit dieser Edition werden nun sämtliche Texte vorgelegt, die Storm als Schüler in den Jahren 1833 bis 1837 geschrieben hat. Sie erlauben uns einen Einblick in die ersten Anfänge der Dichterwerkstatt und zeigen, dass der spätere Erfolgsschriftsteller vor allem durch die Schulen, die er besucht hat, zum Schreiben angeregt wurde. Die schon bekannten Dokumente aus Storms Schulzeit in Husum und Lübeck werden durch eine Reihe bisher unbekannter Belege ergänzt, die uns eine differenzierte Beurteilung seiner frühen Schreibversuche ermöglichen. Ein genauerer Blick auf die kulturellen Prozesse, die Storms Schulzeit begleitet haben, zeigt, dass seine Lehrzeit als exemplarisch für bürgerliche Bildungsprozesse gelten kann.