Am Beispiel des Hamburger Bismarckdenkmals erläutert Schilling eine Diskussion über das Monumentale in der Kunst der Moderne, die weit über das Hamburger Denkmal hinausweist.

Wenige Kunst-Bauwerke um 1900 lösten eine vergleichbare Euphorie aus und weckten Hoffnungen auf die nationale Kulturreform wie das Hamburger Bismarckdenkmal, das ein einzigartiges Monument der wilhelminischen Zeitepoche darstellt. Der Aufruf von 1898, der Wettbewerb von 1901 und die Enthüllung von 1906 fanden überregionale Aufmerksamkeit.
Über die künstlerische Bedeutung des vom Architekten Emil Schaudt und vom Bildhauer Hugo Lederer geschaffenen »Hamburger Rolands« diskutierten Alfred Lichtwark und Aby Warburg, der an ihm eine »Distanz haltende objektive Vertiefung« erprobte. Ernst Barlach gestaltete die Einweihungsmedaille. Entstehung und Rezeption des Denkmals standen in einer aufschlußreichen Wechselbeziehung mit der Genese des die Architekturreform prägenden Begriffs der »Monumentalität«, wie ihn Fritz Schumacher und Peter Behrens für ihre modernen Bestrebungen instrumentalisierten. Doch bald wandelte sich das Pathos der Reformbewegung in einen emphatischen Nationalismus für den das Hamburger Bismarckdenkmal Symbolcharakter annahm. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es zum Wallfahrtsort und Aufmarschplatz revanchistischer Kreise.
1939 entstanden im Zuge von Luftschutzeinbauten im Sockelbereich des Denkmals mysteriöse Wandmalereien mit völkischen Inhalten. Bis in die heutige Zeit überdeckt die nationalistische Einvernahme die historische Bedeutung des Hamburger Bismarckdenkmals für die künstlerische Moderne.