In ihrem Buch erzählt Pumla Gobodo-Madikizela, schwarze Psychologin aus Südafrika, Mitglied der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission (Truth and Reconciliation Commission, TRC), von ihren Begegnungen mit Eugene de Kock, einem der obersten Killer der Geheimpolizei im Südafrika der Apartheid. Die Autorin traf de Kock, der in Südafrika den Spitznahmen „Prime Evil“ – frei übersetzt „Oberster Verbrecher“ – führt, im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses von Pretoria, wo de Kock eine 212-jährige Haftstrafe für seine Verbrechen absitzt. Beim Lesen können wir nachvollziehen, wie die Autorin hin- und hergerissen wird zwischen dem Wunsch, einen Schuldigen zu finden, Verantwortung für all das Leid und die Verbrechen, die im Namen der Apartheid verübt wurden, zu übertragen und dem Impuls einem Menschen, der bereut, zu vergeben. Das menschliche Gesicht des Verbrechens ist es, was zugleich erschreckt und berührt. Und was die Autorin dazu zwingt, ihr eigenes Konzept von Reue und den Grenzen der Vergebung zu überdenken.