Brasilien, das sind farbenfrohes Miteinander und klaffende Widersprüche. Trotzdem und vielleicht gerade deshalb ist brasilianische Gestaltung angesagter denn je, und nach dem Erfolg von Brasil Inspired, welches die schillernd-lebendigen Seiten Brasiliens gezeigt hat, geht es in „Disorder in Progress“ um die Kontraste des brasilianischen Alltags. Schon der Titel des Buches ist ein Zerrspiegel des Mottos der brasilianischen Nationalflagge „Ordem e Progresso“ (Ordnung und Fortschritt).

Nando Costa nimmt als weltweit umtriebiger Gestalter mittlerweile eine Schlüsselrolle im zeitgemäßen brasilianischen Design ein. In „Disorder in Progress“ beschäftigen sich zumeist lokal tätige, aber international bekannte Designer mit dem sozialen und politischen Spannungsfeld ihres Landes. Probleme mit der Bürokratie, politische Korruption oder gewaltsame Eingriffe im sozialen Beziehungsgeflecht werden unmissverständlich bis subtil ins Bild gesetzt. Indem die Reibungspunkte schonungslos präsentiert werden, soll die Suche nach Lösungen beschleunigt werden. Die Buchgestaltung selbst fungiert als Metapher, denn hinter dem farbig leuchtenden Einband verbergen sich schwarz-weiß Illustrationen und Fotografien. „Disorder in Progess“ belegt, dass grafische Gestaltung politischer wird und sich einmischen will, ohne besserwisserisch zu belehren.

Das Buch zeigt u.a. Arbeiten von Carlos Bêla, Collectivo Design, Stephan Doitschinoff, Raquel Falkenbach, Linn Olofsdotter, Eduardo Recife und Nando Costa.