Die Lebensdaten Senghors – 1906 bis 2001 - schließen ein ganzes Jahrhundert ein. Die Spuren des Mannes, der Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung, Staatssekretär der französischen Regierung und Präsident von Senegal war, sind vielfältig und tief. Als Dichter und Theoretiker der „Négritude“ führte Senghor den Kampf gegen die kulturelle Fremdbestimmung Afrikas und für die Wiedergewinnung der bedrohten Afrikanität. „Keiner hat begeisterter Brücken zwischen Schwarzafrika und Europa gebaut als L.S. Senghor – Dichter, Kulturtheoretiker, Kämpfer für friedlichen Ausgleich zwischen Nord und Süd.“, schrieb Die Presse in ihrem Nachruf. Doch gab es nicht nur Zustimmung für Senghors Wirken und den Opponenten ging sein Kampf nicht weit genug. „Onkel Tom“ nannten sie ihn verächtlich und sahen in ihm „ein reines Produkt des französischen Kolonialismus“. János Riesz, der das Lebenswerk Léopold Sedar Senghors wie kein Zweiter in Deutschland kennt, beleuchtet dessen Rolle für den afrikanischen Aufbruch im 20. Jahrhundert und schließt damit eine unverzeihliche Lücke in der Geschichtsschreibung