"15 Jahre nach der Wende kann Vollzug
gemeldet werden: Die Einigung ist über
weite Strecken wirklich gelungen. Allein: Die
objektive Realität stimmt nicht überein mit
der subjektiv wahrgenommenen, mit der
'gefühlten Einigung' von Ost- und Westdeutschland.
Während die Entfremdung und das Weiterbestehen
zweier Kulturen im Deutschland der
Nachwendezeit mit dem soziologischen Begriff
'Kulturschock' zutreffend beschrieben wurde,
stellt sich heute die Situation folgendermaßen
dar: Gesamtgesellschaftlich respektive national
wird kein Kulturschock mehr wahrgenommen.
Ossis und Wessis haben sich aneinander
gewöhnt, und die Einheit ist ein tagtäglich
stärker befestigtes Faktum. Doch individuell
ist es vielfach zu einem ›Abwertungstrauma‹
gekommen, so dass wirkliche und gefühlte
Einheit auseinander driften.
Wolf Wagner versucht zu ergründen, weshalb
es zu der Diskrepanz kommt, warum die
Einigung im Allgemeinen realisiert, im
Persönlichen jedoch gescheitert ist und selbst
von jener Generation, die keine eigene
Erfahrung mit der DDR gemacht hat, als misslungen
empfunden wird."