Im Roman des amerikanischen Realismus von William Dean Howells über Henry James und Edith Wharton ist die Geschlechterfrage ein vorherrschendes Thema. Gleichzeitig fällt die Häufigkeit von Figurendialogen auf. Ausgehend von diesen Beobachtungen zeigt die Studie, dass in der dialogischen Aushandlung der Geschlechterfrage ein neues Wirklichkeits-verständnis zum Ausdruck kommt. Indem die Interaktion zwischen den Geschlechtern durch den Einsatz paradoxer Kommunikationsstrukturen und die Verwendung von Kriegsmetaphorik als eine konfliktreiche, teilweise pathologische Züge annehmende Auseinandersetzung in Szene gesetzt wird, tritt der Konstruktcharakter der nur scheinbar natürlichen Kategorie Geschlecht zu Tage. Im Vergleich mit vorrealistischen Romanen von Harriet Beecher Stowe und Oliver Wendell Holmes wird die innovative Verwendung des Dialogs im realistischen Roman und der zum Ausdruck kommende Wandel in der Wirklichkeitsauffassung anschaulich gemacht. Während bei Stowe und Holmes die Hierarchie der Geschlechter unter Berufung auf die Autorität des religiösen bzw. wissenschaftlichen Diskurses beglaubigt wird, steht der Geschlechterkampf im realistischen Roman exemplarisch für das Ringen sozialer Gruppen um die Definitionsmacht über die Wirklichkeit.