Wilhelm von Humboldt dachte Kants transzendentalen Ansatz sprachphilosophisch weiter. Dafür hatte er sich eine neue Terminologie zu erarbeiten. Dies zeichnet die Studie nach. Dabei wird – ein Novum in der Humboldt-Forschung – auf der Ebene von Werkstufen argumentiert. Dadurch wird zugleich Humboldts Methode erkennbar, übergreifende Reflexion stets mit Detailstudien zu verbinden. Er bediente sich des hermeneutischen Zirkels avant la lettre. Eine Methode, die auch für Diskussionen wie etwa die der neuen Medien wegweisend ist. Belegt wird dies am Begriff 'Sprachsinn'. Sein Vorkommen nimmt in Humboldts Schriften über die Sprache permanent zu, bis er ihn im Resümee seines letzten Werkes zentral als 'geistiges Vermögen, bezogen auf die Bildung und den Gebrauch der Sprache' definiert. Sekundiert wird der Sprachsinn vom Medium Laut, durch den der Gedanke erst zum Ausdruck fähig wird. Er entfaltet sich mit der Erweiterung der Medien wie z.B. der Schrift. Orientierung dabei ist für Humboldt der Urtypus der Sprache, das Gespräch. Darin werden Gedanken nicht nur ausgetauscht, sondern auch erst gewonnen. Der Sprachsinn gründet folglich in Noch-nicht-Artikuliertem. Deshalb wird im systematischen Teil der Studie eine Sigetik entwickelt. Dabei wird Humboldts Sprachdenken auch als ein ethischer Ansatz zu einer offenen Hermeneutik erkennbar.