Schriften von Peter Sloterdijk wecken stets
höchste Erwartungen, weil die elaborierte
Sprache des Autors sowie seine Kunst des
Positions- und Perspektivenwechels oft ebenso
überraschende wie überzeugende Einsichten
und Durchsichten eröffnen. Umso
mehr darf der Leser von der hier erstmals vorgelegten
Auswahl von Sloterdijks Schriften
zur Kunst Außergewöhnliches erwarten.
Indem Sloterdijk die ihm eigene Methode der
Diskursverfremdung auf die Betrachtung von
Kunstwerken und -gattungen ausweitet,
erscheinen die neu beschriebenen Objekte
unter einem jäh veränderten Licht. Die
Grenzen zwischen Philosophie und Literatur,
Argumentation und Erzählung werden verflüssigt;
auch die Kunstobjekte selbst scheinen
in Bewegung zu geraten. Unter Sloterdijks
Blick wandeln sich bekannte ästhetische
Phänomene zu Quellen von Überraschung.
Durch ihre Rekontextualisierung gewinnen
sie eine zweite Existenz. Wie unbekannte
Wesen treten die Gegenstände seiner theoretischen
Prosa vor den Leser; zugleich zeigen
sie sich in einer Nähe und Vertrautheit, wie
nur ein neuer Blick sie gewähren kann. In
seinen Erkundungen berührt Sloterdijk alle
klassischen und modernen Gattungen der
Künste, von der Architektur bis zur Musik,
von der Malerei zum Film, vom Design zur
Typographie. Er durchstreift alle Felder des
Sichtbaren und Unsichtbaren, des Hörbaren
und Unhörbaren – die historische Spannweite
seiner Beobachtungen reicht von Delphi bis
Hollywood. Er reflektiert über die Bedingungen
aktueller Kunstproduktion, vom
Sponsorenwesen bis zum Museumssystem,
von der Entwicklung der Medien bis zu den
Metamorphosen ästhetischer Subjektivität.
Entscheidend ist aber immer die unnachahmlich
überraschende Gangart, dank welcher
sich der Autor von den ausgetretenen Pfaden
des Kunstkommentars entfernt. Durch die
Prismen von Sloterdijks Denken wahrgenommen
wird die Kunst als eine heterodoxe Form
des Wissens erfahrbar.