Schon Hamlet studierte in Wittenberg, und sein Erfinder unterhält noch heute untergründige Beziehungen zu Deutschland: Shakespeare als politisch-ideologische Demarkationslinie – die komparatistisch ausgerichtete Studie widmet sich der wissenschaftlichen Rezeption des Klassikers in der Bundesrepublik und der DDR. Die Autorin legt dar, wie sehr die deutsche Shakespeare-Rezeption während der staatlichen Teilung Deutschlands eine identitätsprägende Wirkung auf die nationale Entwicklung der Deutschen hatte. Ausgehend von der These, daß es keine naturgegebene deutsche Kulturnation gibt, sondern daß 'Nation' als kollektive Identität eine Konstruktion ist, läßt sich Shakespeare als zentrale Erinnerungsfigur im kulturellen Gedächtnis Deutschlands nach 1945 verorten. Exemplarisch wird dies an der Nachkriegsgeschichte der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft deutlich. – Silke Meyer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Englischen Seminar der Universität Bonn und promovierte mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Düsseldorf.