Der Einfluss Friedrich Nietzsches auf die Literatur der ersten Jahrhunderthälfte ist kaum zu überschätzen, sein Werk kann als einer der Dreh- und Angelpunkte für den Prozess der Moderne gelten. Kaum ein deutscher Autor kam an Nietzsche vorbei. Dieses Phänomen der existentiellen Betroffenheit, des ,Nietzsche-Rausches‘, ist in der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur nicht mehr anzutreffen – dennoch ist die Rolle Nietzsches als Anreger der Schriftsteller nicht mit dem 2. Weltkrieg abgeschlossen. Die Untersuchung nimmt ihren Ausgang bei den Autoren der älteren Generation, für die Nietzsche Jugendlektüre und -erlebnis gewesen ist, und die nach 1945 unter veränderter Optik, wieder zu ihm Stellung nehmen, im Lichte des zweiten Weltkriegs und der faschistischen Beanspruchung des Philosophen: Thomas Mann, Gottfried Benn und Ernst Jünger. Der Hauptteil der Arbeit konzentriert sich auf eine genauere Untersuchung des Nietzsche-Einflusses bei ausgewählten Autoren der Nachkriegsliteratur, darunter Friedrich Dürrenmatt, Heiner Müller, Thomas Bernhard. Die Studie kann nicht nur einen Beitrag zum Thema „Nietzsche und die deutsche Literatur“ leisten, sondern stellt vor allem Aspekte der deutschen Nachkriegsliteratur unter einen speziellen und bisher vernachlässigten Blickwinkel.