Traum und Leben sind bei Franz Joachim Behnisch sich gegenseitig bedingende Elemente des literarischen Nachdenkens über Geschichte, das meint die Historie genauso wie seine persönliche Geschichte. Erzählend sich im Traum verlieren, Grenzgänger zwischen Traum und Wirklichkeit sein, oder was wir dafür halten, dies erkennt Behnisch als eine mögliche Art des Berichtens einer Generation, die das Unfassbare erfahren hatte. Durch die ihm eigene spezifische Art des Erzählens, auch innerhalb des Gedichts, leiht er der Geschichte sein Wort, das „ geschichtliche Einsichten transparent macht und das aus einem ungesättigten Gefühl“ an Leben dazu führt, die Begrenzungen dessen im literarischen Traum zu überschreiten.
Behnisch reiht sich damit – auf gleicher Augenhöhe- in die literarisch bedeutsamen Stimmen des 20. Jahrhunderts ein.
Der Bogen der untersuchten Texte spannt sich dabei vom erotischen Traumspiel, von der Hoffmannesken Groteske über die fragil-subtilen Schattierungen des Phänomens in der Lyrik bis zum erzählenden Erinnern im Traum. Besondere Bedeutung erhalten dabei die intertextuellen Verweise, so dass Behnisch in Dialog mit der Kultur-und Literaturgeschichte tritt. Die Themenkreise seines Schreibens sind dabei in seiner Vita selbst angelegt: Kindheit in Berlin und Agnetendorf, Krieg und Gefangenschaft, Lehrerexistenz. Daneben kristalliert sich ein anderer Höhepunkt im Werk: die geheimnisvolle (literarische) Gestalt der Libussa, Otto Stettins/ Behnischs Verbündete, die in vielen seiner Texte auch unter anderen Namen erscheint.
Diese erste wissenschaftliche Arbeit über Franz Joachim Behnisch will Perspektiven auf ein Œuvre öffnen, das von hoher erzählerischer Kraft zeugt, und will andere Wissenschaftler (und Leser !) anregen, mit Behnisch hinabzutauchen in die Tiefen der Geschichte und Geschichten, die wie der Traum ein Labyrinth von Erfahrungen ablichten.